Ein letztes „Glück auf!“ – als Ende 2018 die letzte Zeche Prosper Haniel in Bottrop unter dem Motto „Danke Kumpel!“ geschlossen wurde, war ich fasziniert. Fasziniert darüber, wie emotional die Verabschiedung ablief. Ich lebe in der Nähe von Düsseldorf, komme aber ursprünglich aus München und habe eigentlich keinen besonderen Bezug zum Bergbau. Aber jeder hier war irgendwie ergriffen und berührt.
Gewundert hat mich das jedoch überhaupt nicht. Schließlich ist der Bergbau eine Zunft mit großen Traditionen, Symbolen und Ritualen.
Ich würde vorschlagen: Schauen Sie sich für Ihren Change-Prozess doch ein bisschen was vom Bergbau ab …
Verstehen Sie mich nicht falsch, es geht jetzt sicher nicht darum, Ihr Team ab jetzt mit Stirnlampen auszustatten oder sie zum gemeinsamen Liedersingen zu zwingen. Doch was einzigartig am Bergbau war, ist der schier grenzenlose Zusammenhalt der Kumpels. Nicht verwunderlich, schließlich spielte der Zusammenhalt und das Miteinander unter Tage eine große und im Zweifelsfall auch überlebenswichtige Rolle.
Zusammenhalt ist für ein funktionierendes Team unverzichtbar – egal ob über oder unter Tage. Zusammenhalt wird umso wichtiger, wenn eine Veränderung in Ihrem Unternehmen ansteht und eine allgemeine Unsicherheit, manchmal sogar Angst ausbricht. Es geht nicht darum, dass sich alle dann irgendwie besser fühlen. Zusammenhalt reduziert den Stresslevel eines Teams nachweisbar und steigert die Leistungsfähigkeit – gerade in schwierigen Situationen. Warum das so ist, darauf komme ich noch zu sprechen.
Doch zunächst: Wie schaffen Sie es, den Zusammenhalt Ihres Teams zu steigern?
Ganz einfach: durch gemeinsame Rituale. Denn Rituale fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl. Das ist übrigens ein biologischer Vorgang, dem man sich nicht entziehen kann.
Ich gebe Ihnen ein klassisches Beispiel aus dem Fußball: Ich habe Ende der 80er in England studiert. Während des Halbfinalspiels um den FA Cup zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forest ereignete sich eine Katastrophe. Eine Tribüne stürzte ein. 96 Menschen verloren an diesem Tag ihr Leben, 766 verletzten sich zum Teil schwer. Die Fans von den verschiedenen Clubs fingen daraufhin an, das Lied „You never walk alone“ in allen Stadien bei den Spielen zu singen – als Zeichen des Mitgefühls und Zusammenhalts. Auch ich war während einer solchen Solidaritätsbekundung einmal bei Aston Villa: Wirklich jeder im Stadion hat dieses Lied gesungen. Sie können sich dem nicht entziehen. Ich kannte den Song damals gar nicht, aber noch heute läuft mir ein Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke. Es hat etwas mit mir gemacht.
Was passiert hier? Wenn wir Zusammengehörigkeit spüren, stoßen wir automatisch einen Neurotransmitter aus, der unseren Stresslevel senkt: Oxyticin.
Wenn also in Ihrem Unternehmen gerade das Stresslevel auf Höchstniveau ist, ist es umso wichtiger, die Kraft von Ritualen zu nutzen. Ein Ritual muss nichts Großes sein: das monatliche Pizzaessen mit den Teamleitern oder die Happy Hour am Freitagnachmittag. Gerade in schwierigen Zeiten, haben wir oft die Neigung, solche Meetings abzusagen. Es finden sich immer gute Gründe dafür: „Wir müssen ja sparen, das passt jetzt nicht ins Klima, da hat eh keiner Bock drauf …“ Und Sie als Führungskraft wahrscheinlich am allerwenigsten. Es kotzen sich ja doch wieder nur alle bei Ihnen aus.
Tun Sie das nicht! Bringen Sie Ihr Team zusammen. Gerade jetzt. Unterschätzen Sie die Wirkung von Ritualen niemals. Sie sind für den Erfolg von Change-Initiativen oft entscheidend.
In diesem Sinne: Glück auf!
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