Fallen Sie auf – oder durch
3. Mai 2019

Alles eine Frage der Perspektive

Was ist eigentlich Ihr Problem?! … Und was ist das Problem Ihrer Mitarbeiter?

Keine Angst, ich habe nicht vor, Ihnen auf die Füße zu treten. Ich möchte Ihnen nur zeigen: Was Sie als Problem im Unternehmen wahrnehmen, unterscheidet sich sehr häufig grundsätzlich vom Problemempfinden Ihrer Führungskräfte und Mitarbeiter.

Stellen Sie sich vor, es ist Change …

Wie unterschiedlich Sie und Ihre Mannschaft ein Problem wahrnehmen, stellen Sie am häufigsten in Change-Situationen fest. Sie als Treiber des Change stehen oft unter massivem Druck, Ergebnisse zu liefern.  Und dabei verliert man die Perspektive eines Teamleiters in der Zweigstelle in Buxtehude leicht aus dem Auge. Das dürfen Sie aber nicht.

Gerade in Umbruchphasen kann sonst ein alter Spruch schnell neue Aktualität gewinnen: Stellen Sie sich vor, es ist Change und keiner macht mit. 

Ein großes Medienunternehmen, das ich beraten habe, stand an genau diesem Punkt. Die Konzernspitze wusste genau, was sie wollte, bzw. musste: die Profitabilität erhöhen. Aber wissen Sie, was einer der kreativen Köpfe mir zu diesem Plan sagte? „Herr Künstner, erklären Sie mir mal, warum ich morgens noch früher aufstehen soll, um die Eigentümerfamilie noch reicher zu machen!“. Er hatte da einen Punkt. Das Unternehmen war nämlich in der Tat profitabel – seit vielen Jahren. Aber eben nicht mehr so profitabel wie es sein könnte. Und aus Sicht der Eigentümer – durchaus verständlich – sein sollte.

Tja. Und nun? Eine klare Ansage und die Sache läuft schon? Schließlich wird er ja dafür bezahlt, seine Vorgaben zu erfüllen. Wenn es nur so einfach wäre…

Erzähl mir was!

Wenn Sie Menschen bewegen wollen, etwas zu tun, also mit anzupacken, müssen Sie sie emotional erreichen. Wie geht das? Mit Geschichten. Mit möglichst guten Geschichten. Das funktioniert schon seit Jahrhunderten. Kein Wandel hat je erfolgreich stattgefunden ohne eine gute, inspirierende Geschichte. Die Story, die Sie in Ihrem Unternehmen kreieren, entscheidet letztlich darüber, ob Ihre Leute beim jeweiligen Problem mitziehen und es mit Power aus der Welt schaffen wollen – oder nicht. Make it or break it.

Sie glauben das nicht? Sie kennen Change-Situationen, in denen keiner eine „Geschichte zum besten gab“ und die trotzdem erfolgreich waren. Das wage ich zu bezweifeln. Die Geschichte wird immer erzählt – nur nicht immer von oben, von den Leadern. „Der Vorgänger hat es verbockt und wir haben den Karren wieder aus dem Dreck gezogen“, „Der Wettbewerber war brutal, aber wir haben mit dem neuen Produkt trotzdem die Kurve gekriegt“. Jeder Wandel wird von uns in eine Geschichte gepackt. Die Frage ist nur: Ist es Ihre Geschichte? Fällt Ihnen was auf? Diese Geschichten sind kurz. Aber sie haben ein Anfang, ein Ende, oft einen Schurken und immer einen Helden. Bei Change-Prozessen ist oft das Team der Held – und sollte es auch sein.

Beim oben genannten Medienkonzern war die Geschichte.  „Wir müssen die Konzernvorgaben erfüllen und die EBIT-Marge von 4% auf über 10% bringen“. Diese Geschichte ist nun mal… urteilen Sie selbst. Das hat dort jedenfalls nur wenige interessiert. Wie eigentlich immer war das finanzielle Ergebnis aber nur ein Spiegel der Marktsituation. Das Unternehmen hatte die Marktführerschaft verloren. Es war schon lange nicht mehr gelungen, ein international erfolgreiches TV-Format zu entwickeln und erfolgreich auszurollen. Dieses Problem kannte und verstand auch jeder. Die bessere Story wäre gewesen: „Wir müssen uns (finanziellen) Freiraum schaffen, um wieder voll in unser kreatives Potenzial zu investieren. Nur so werden wir wieder die Nummer Eins!“.

Wie finden Sie also die richtige Story für Ihr Problem?

Die Keypoints einer guten Story

  • Punkt 1 ist so simpel wie wichtig: Nehmen Sie sich Zeit. Jede Minute, die Sie ins Finden der richtigen Story zu Ihrem Problem investieren, wiegt sich hinterher doppelt und dreifach wieder auf.
  • Folgen Sie Ihrem Bauchgefühl:Oft ist die erste Idee auch die richtige. Sprechen Sie aber mit Ihren Führungskräften und dem Team. Wie nehmen sie das aktuelle Problem wahr? Was treibt und motiviert sie? Packen Sie ihr Team dort an, wofür es brennt. Das sind in der Regel nicht finanzielle Ziele. Auch nicht der persönliche Bonus.
  • Keep it simple: Sobald Sie den Problemkern herausgearbeitet haben, an dem Ihre Leute andocken, können Sie Ihre Story entwickeln – solange Sie es nicht zu kompliziert machen. Die besten Geschichten sind die einfachen. Sie bleiben im Kopf. Was ist das Problem? Was ist die Ursache? – ein gemeinsamer Schurke kann sehr hilfreich sein. Und wo wollen wir hin? Fertig.

Gute Geschichten werden weiter erzählt – und genau dadurch erreichen Sie große Veränderungen. Schon Plato wusste um die Macht guter Geschichten „Diejenigen, die die besten Geschichten erzählen, werden die Welt regieren“…zumindest aber Unternehmen verändern.

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